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Besser fühlen – aber wie?

Aktualisiert: 8. Aug. 2022

Die Welt um uns verändert sich. Insbesondere die letzten Jahre haben viele Menschen gefordert und häufig auch überfordert und aus dem gewohnten Alltag herausgerissen und mit einer neuen – wenn auch unsicheren – Realität konfrontiert.


So vieles ist in Bewegung geraten, im außen, in der Welt und sicher auch in unserem eigenen, persönlichen Leben. Vielleicht ist es die vertraute Arbeit, die jetzt ganz anders aussieht, oder auch nicht mehr da ist. Oder es ist die Beziehung zu den Menschen, die uns lieb sind, die sich nun völlig anders entwickelt hat, oder ganz allgemein das Gefühl, die Zukunft ist unsicherer als jemals zuvor.


Wie gehen wir damit um, wenn das, was uns eins Halt gab, jetzt in Veränderung ist oder gar nicht mehr da?


Der Verlust des Vertrauten kann starke Gefühle von Verzweiflung, Trauer, Wut und Angst auslösen. Gefühle, die nicht gerade einfach sind und die wir – wenn wir ehrlich sind – lieber vermeiden möchten. Sie sind in unserer Gesellschaft, in unseren Familien oder auch in unserer Beziehung häufig nicht willkommen.


Ich glaube, die wenigsten von uns (und ich zähle mich dazu) haben einen konstruktiven Umgang mit diesen Gefühlen gelernt. Stattdessen fürchten wir uns, wenn wir ihnen begegnen, von ihnen völlig vereinnahmt oder überwältigt zu werden.


Und so blieb und bleibt uns bis heute häufig nur eine Strategie: die der Verdrängung.

Auf den ersten Blick macht das Sinn, denn es macht uns „alltagstauglich“, heißt: wir funktionieren weiter in unseren Beziehungen, im Beruf, in der Familie. Zudem scheint uns die Welt ja so viele Möglichkeiten zu bieten, dass wir diesem „dunklen schwarzen Loch“ das wir manchmal fühlen können, wunderbar ausweichen können.


Vielleicht stürzen wir uns mehr in die Arbeit, verbringen mehr Zeit als sonst vor dem Fernseher oder im Internet, scrollen und scrollen durch die sozialen Medien, füllen jede freie Minute und finden immer etwas, das unsere Aufmerksamkeit auf sich zieht. Oder wir gehen häufiger zum Kühlschrank, essen mehr als wir eigentlich brauchen, „gönnen“ uns den ein oder anderen Drink, den wir jetzt so „dringend“ brauchen, ohne vielleicht zu merken, dass der Alkohol unser bester Tröster geworden ist.


Und all das tun wir, um uns besser zu fühlen!


Es ist verständlich und nachvollziehbar, doch kann es langfristig nicht funktionieren. Wahrscheinlich wissen wir das auch längst. Der Preis dafür ist hoch und kann unser Wohlbefinden (und das unserer Liebsten) und unsere Gesundheit kosten.


Doch was können wir tun, um uns langfristig wirklich besser zu fühlen?

Die Antwort scheint simpel und ist doch nicht immer einfach:


Wir können lernen, besser fühlen zu können.


Wie geht das nun?


Eigentlich ist alles, was es braucht ein paar Momente der Ruhe und die Bereitschaft in sich zu lauschen. Die Ehrlichkeit mit sich selbst und dem was da gerade in mir los ist.


Am Anfang kann es auch hilfreich sein, sich selbst mit Achtsamkeit und Neugier zu beobachten und z.B. in den Momenten, wenn ich aufstehe, um mir einen Snack oder Drink zu holen. Ich kann mich fragen: Warum brauche ich das jetzt?


Bin ich unruhig, weil ich Unwohlsein verspüre oder habe ich wirklich Hunger?

Kann ich stattdessen innehalten und genau hinspüren?

Mag ich mir erlauben, mit dem Gefühl in Kontakt zu kommen? Kann ich es genauer beschreiben, was es ist: Traurigkeit, Wut, Scham, Zweifel, Unsicherheit, Angst oder etwas ganz anderes….?


Kann ich einfach nur in Stille mit dem Gefühl gegenwärtig werden?

Kann ich in das Gefühl hineinatmen?

Es gibt viele Methoden, die Intensität des Gefühls zu verringern. Hier ist eine:


Einatmen für 2 Sekunden

Halten für 4 Sekunden

Ausatmen für 8 Sekunden

Halten für 2 Sekunden

Und das so lange wiederholen, bis ich mich ruhiger fühle.


So anstrengend unangenehme Gefühle manchmal sein mögen, wenn wir ihnen mit Neugier begegnen, sie annehmen wenn sie auftauchen, umso schneller ebben sie ab. Und in dem Augenblick, wo wir dem Gefühl ganz begegnen, kann sich eine wundervolle Weite in uns ausbreiten, die uns mit der Lebendigkeit des Seins in Verbindung bringt.


Meine eigene Erfahrung hat mir gezeigt, dass ich mich umso lebendiger fühle, je mehr ich mir erlaube, mit allem – auch den „unerwünschten“ Gefühlen in tiefen Kontakt gehen.

Doch nicht immer gelingt es auf Anhieb, einen Zugang zu den Gefühlen zu bekommen. Wir haben vielleicht eine Ahnung, dass da etwas ist, was uns belastet, aber wir können es nicht genau greifen.



Hier kann ein anderer Mensch hilfreich sein, der zuhört und mit achtsamen und ermutigenden Übungen und Fragen uns auf dem Weg der inneren Entdeckungsreise begleitet. Es kann eine sehr entlastende und befreiende Erfahrung sein, in der schützenden Präsenz eines anderen Menschen, diese verdrängten Gefühle ins Fließen zu bringen, damit wir uns schlussendlich wirklich besser fühlen.

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